Sonntag, 13. Mai 2012

Unglaublich: In Füssen ist ein ganzer Platz verschwunden! Wer hat den Schrannenplatz geklaut?


Mutmaßungen gehen dahin, dass diese betont unschuldig aus einem Giebelfenster am Schrannenplatz Ausschau haltende Katze mit dem mysteriösen Verschwinden des Schrannenplatzes etwas zu tun haben könnte.
 In Füssen ist die genaue Abgrenzung der Straßen am Zusammentreffen von Schrannengasse, Brunnengasse und Drehergasse optisch etwas unklar - und ebenso auf der Karte.

Tatsächlich gibt es zwischen diesen dreien noch den "Schrannenplatz", und das ist nicht nur eine volkstümliche Bezeichnung, sondern  ein offizieller Straßenname. Unter dieser Adresse findet man unter anderen z. B. die Fa. Optik-Abt (Schrannenplatz Nr. 15), das Kolpinghaus (Gesellenhaus; Nr. 7) oder auch ein Friseursalon DOMINO GmbH (Nr. 9).

Vor allem steht dort aber die Markthalle (Schrannenplatz 12; hier - aktuell - zwei Kundenbewertungen, wobei aber die Adressangabe "Schrannengasse" falsch sein dürfte).

Einst war das Gebäude ein Getreidespeicher (Schranne, Kornschranne, Kornhaus). Auf diesem Photo erkennt man dieses weiße sofort an dem aufgesetzten Giebeltürmchen und den sparrenartig rot-weiß gestrichenen Fensterläden. Später war die Feuerwehr dort untergebracht; auf diesem Panoramabild des Platzes kann man erkennen, dass die Fassade in Erinnerung an diese Verwendung des Bauwerks noch immer die Aufschrift "Feuerhaus" trägt.
1999 wurde das Erdgeschoss in eine Kleinmarkthalle umgewandelt. Dort gibt es einen Fischladen, eine Bäckereifiliale, einen türkischen Stand und auch einen Gemüsehändler), als vielmehr Imbissstände zu finden sind. Wer nicht in einer Gaststätte essen mag, kann dort eine Kleinigkeit zu sich nehmen, und natürlich auch etwas trinken. Die Atmosphäre ist auch deswegen ganz nett, weil dort nicht nur (und vielleicht nicht einmal sehr viele) Touristen herumlaufen, sondern sich auch die Einheimischen treffen.

Gelegentlich,z. B. zu Fasching, wird auf dem - allerdings nicht sehr großen - Platz auch gefeiert.

Auf der Google-Karte ist dieser Platz jedoch überhaupt nicht eingetragen, und ebenso fehlt er auf dem Plan von Stadtplan.net. Vor allem aber vermisse ich ihn auf dem auf der Webseite der Stadt verlinkten Plan der GeodatenBayern. Das heißt: In gewisser Weise ist er dort schon verzeichnet, nämlich, wie man es manchmal auch auf gedruckten Stadtplänen für kleine Gässchen findet, mit einer Nummer ("5"; sogar die "Schrannengasse" zwischen Reichenstraße und Schrannenplatz ist dort lediglich mit einer Nummer - "4" - verzeichnet). Diese Nummernverweise nützen freilich wenig, wenn der BayernViewer dafür keine Textauflösung anbietet; ich zumindest konnte keine finden, und über die webseiteninterne Suche auch nicht den Schrannenplatz.

In diesem Falle ist die Karte der Suchmaschine "Bing" von Microsoft ihrem Konkurrenten Google an Genauigkeit voraus, indem bei Bing auch der Schrannenplatz (und, wie aber auch bei Google, ebenfalls die Schrannengasse) eingetragen ist.
Nur ist "Bing" leider zu blöd, um sich diese Eingabe zu "merken". D. h. obwohl ich hier die ellenlangen Rattenschwanz-URL meiner Suchanfrage verlinkt habe, gelangt man über meinen Link lediglich zur Europa-Karte. Bei Google hingegen ist der Link stabil und führt direkt nach Füssen zur Schrannengasse (wenn schon nicht zum Schrannenplatz).


P. S. Hier findet man ein pdf-Dokument mit dem interessanten und ausführlichen Artikel "STRASSENNAMEN in der Altstadt von Füssen. Alte Straßenschilder erzählen aus der Geschichte unserer Stadt " von einem Matthias Thalmair. Er bestreitet u. a., dass sich der Name der Füssener Hauptgeschäftsstraße, der "Reichenstraße", von ihrer einstigen Funktion als (Teil der) "Reiches Straße" ableite:
"Die Reichenstraße war früher Füssens Handelsstraße und ist heute noch
die Hauptstraße in der Altstadt. Darum stehen dort viele Geschäftshäuser und
Gaststätten, so dass der Volksmund behauptet, in der Reichenstraße würden die
Reichen wohnen. In Wirklichkeit ist diese Straße nicht nach den Bewohnern
benannt worden. Sie hat auch nie Reihenstraße oder Reichsstraße geheißen.
Früher, als die Reichenstraße noch als Gasse bezeichnet wurde, bekam sie den
Zusatz: „Reiche“ Gasse. Das mittelalterliche Wort „rich“ (reich) bedeutete bei
Sachen: „vornehm, hoch, mächtig, ansehnlich, groß, kostbar, herrlich und statt-
lich“.
"



Nachträge 29.09.2014

Nicht einmal in dem äußerst detaillierten online-Stadtplan des "Bayernatlas", der jedes einzelne Haus verzeichnet, ist der Schrannenplatz enthalten.

Auf der Webseite der Füssener Stadtverwaltung (Stadtarchiv) gibt es Informationen und alte Fotos über die einzelnen Straßen der Altstadt; von dort kann man jeweils auch pdf-Dokumente anklicken, in denen sogar die Geschichte der einzelnen Häuser beschrieben ist.



Textstand vom 29.09.2014. Fotos können durch Anklicken vergrößert werden.

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